Organisationsentwicklung neu denken: Vom Projekt zur gelebten Praxis
Organisationsentwicklung neu denken: Vom Projekt zur gelebten Praxis
Organisationen stehen heute unter einem permanenten Anpassungsdruck. Globalisierung, Digitalisierung, Wertewandel, Fachkräftemangel, Sinnsuche – Veränderung ist längst kein Ausnahmezustand mehr, sondern zur neuen Normalität geworden.
Und doch erleben wir in der Praxis immer wieder: Es scheitert nicht an Ideen. Es scheitert am Wie.
Change-Prozesse, die aufgesetzt werden wie Projektpläne, scheinen oft gut gemeint, aber zu kurz gegriffen. Sie starten mit hoher Energie – und versanden, sobald Widerstände auftauchen oder der Alltag dazwischenfunkt.
Warum? Weil Organisationen keine Maschinen sind.
Sie lassen sich nicht einfach „umprogrammieren“. Sie sind lebendige, soziale Systeme – geprägt von Beziehungen, Erwartungen, Geschichte und Emotionen. Sie verändern sich nicht linear, sondern über Kontakt, Reibung und Resonanz.
Echte Organisationsentwicklung beginnt nicht mit einer Roadmap, sondern mit einem Gespräch. Mit Zuhören. Mit Präsenz.
Ich durfte über mehrere Jahre ein 40-köpfiges IT-Unternehmen auf seiner Reise der Entwicklung begleiten – von einer klassischen Aufbauorganisation hin zu einem agilen, lernenden System. Was auf dem Papier wie eine Strukturreform aussah, war in Wahrheit eine kulturelle Transformation: Führung wurde geteilt, Teams übernahmen Verantwortung, Vertrauen wurde nicht nur gewünscht – sondern gelebt.
Der Geschäftsführer sagte zum Abschluss unseres Prozesses: „Ich hätte mir nie erträumen lassen, was hinter dem Begriff Organisationsentwicklung steckt und was damit möglich ist.”
Was hat diesen Wandel möglich gemacht?
Raum für ehrliche Reflexion – nicht nur retrospektiv, sondern mitten im Tun
Beteiligung auf Augenhöhe – weil Veränderung nur dann gelingt, wenn sie gemeinsam getragen wird
eine OE, die sich nicht auf Charts stützt, sondern auf Beziehung und Haltung
In meiner Arbeit bedeutet Organisationsentwicklung: zuhören, übersetzen, Räume schaffen – und dabei sowohl die Dynamiken im System als auch die individuellen Bedürfnisse zu würdigen.
OE wirkt dann, wenn sie nicht über Menschen hinweg passiert, sondern durch sie hindurch.
Sie verändert nicht nur Strukturen, sondern Denkweisen. Sie eröffnet neue Perspektiven – für Führung, Zusammenarbeit und Sinn. Und sie hört nicht auf, wenn ein Maßnahmenplan abgeschlossen ist. Im Gegenteil: Dann fängt sie erst richtig an.
Wirkliche Entwicklung entsteht dort, wo Menschen in Verbindung kommen – mit sich selbst und mit anderen.